Hey & Hallo!
Mein Freund und ich hatten vor kurzem unseren 9. Jahrestag und ich kann euch gar nicht sagen wie surreal sich das angefühlt hat. Zum einen, da wir aufgrund der derzeitigen Corona Lage und der Ausgangssperre bzw Ausgangsbeschränkung in Bayern nicht richtig feiern konnten und zum anderen weil 9 Jahre einfach unfassbar lang sind. In unserem Alter hatten wir beide natürlich vorher noch keine Beziehung die auch nur annähernd so lange gehalten hat. Ich hatte unseren Jahrestag auf Instagram (@Justellamaria) geteilt - bzw angesprochen und mein Leid geklagt, dass wir ihn nicht richtig feiern können. Darauf hin hatten mich auch einige Fragen erreicht ob ich Beziehungstipps & Tricks habe wie eine Beziehung so lange stabil und gut laufen kann - kurz vorweg, nein, solche Tipps habe ich leider nicht. Bei meinem Freund und mir passt es einfach, wir harmonieren ziemlich gut und streiten nie. Wir diskutieren hin und wieder und gehen uns natürlich auch gegenseitig auf die Nerven, aber Streit gibt es bei uns schon seit Jahren nicht mehr. In den ersten 5 Jahren unserer Beziehung war das durchaus auch etwas anderes aber die restlichen 4 Jahre hingegen waren durchaus sehr harmonisch. Zum einen muss ich sagen, wir geben uns gegenseitig extrem viel Freiraum und vertrauen einander auch zu 100%. Bei uns gibt es keine Eifersucht oder keine Missgunst (was heutzutage in vielen Beziehungen tatsächlich der Fall ist). Wir haben uns bei vielen Sachen auch sehr viel Zeit gelassen. Ich habe so, so viele Beziehungen im Bekanntenkreis miterlebt bei denen viel zu schnell zusammen gezogen wurde, geheiratet wurde etc und die Beziehung auf kurz oder lang in die Brüche gegangen ist. Für uns war das beide nichts. Wir wussten schon ziemlich früh, dass wir perfekt zueinander passen und zusammen bleiben wollen - daher haben wir uns auch Zeit gelassen. Schließlich rennt uns ja auch nichts weg. Aber was ich in dieser Beziehung gelernt habe war, dass ich nicht immer meinen Dickschädel durchsetzen kann und Kompromisse eingehen muss.
Zu lernen Kompromisse einzugehen war für mich persönlich tatsächlich ein sehr harter Kampf. Ich war schon immer jemand der wusste was er will und wie er es will und habe andere Meinungen oft nicht zählen lassen. Ich war schon immer jemand der super oft widersprochen oder Dinge hinterfragt hat und sie nicht einfach hingenommen hat. Ich habe wirklich einen richtigen Starrkopf, den hab ich von meiner Mama. Ich konnte lange Zeit nicht richtig nachgeben und Kompromisse waren für mich auch jahrelang ein Fremdwort - aber irgendwann während ich von Jahr zu Jahr älter, reifer und Erwachsener geworden bin habe ich gemerkt, dass Kompromisse eingehen zum Erwachsen werden dazu gehören und ich das erst einmal lernen muss. Auch einmal Nachzugeben heißt nicht, dass man die Kontrolle verliert, es heißt einfach zu lernen mehr Empathie zu entwickeln und sich auf anderes/neues einzulassen. Jeder Starrkopf wird das kennen, dass man ungern nachgibt, aber es kann sich einfach nicht immer alles um die eigene Meinung drehen. Und weil es für mich persönlich ein sehr harter Weg dahin gewesen ist zu lernen nachzugeben und auch einmal Kompromisse einzugehen wollte ich meine Erfahrungen mit euch teilen, da es bestimmt auch einige unter euch gibt, die an ihrem Sturkopf arbeiten sollten. Nicht nur um eine Beziehung aufrecht zu erhalten sondern auch im Arbeitsleben ist es durchaus sinnvoll und hilfreich wenn man Kompromisse eingehen kann.
Die reine Definition von Kompromissfähigkeit ist ehrlich gesagt eher weniger hilfreich und hat auch mir persönlich nichts gebracht. Das habe ich mir mal ergoogelt um den Beitrag ein wenig sinnvoller zu gestalten. Aber um ehrlich zu sein: Sinnvoll ist hier auch ein Definitionsding. Denn die Definition von Kompromissfähigkeit wird als die Bereitschaft verstanden, in einem Konflikt oder einer Verhandlung Kompromisse einzugehen. Joa, ach was - das ist jetzt für uns alle nichts neues. Mit einer so selbsterklärenden Bestimmung ist man einfach kein Schritt weiter. Wenn man Kompromissfähigkeit also konkret definieren will, dann muss man schon einen tieferen und genaueren Blick aus die Thematik Kompromisse werden. Letztlich ist es ein freiwilliges entgegenkommen zwei unterschiedlicher Parteien mit unterschiedlichen Standpunkten. Wenn beide Parteien auf ihren Standpunkt beharren, kommen die Kompromisse ins Spiel. Denn dann müssen beide (nicht nur einer) von den anfänglichen Erwartungen und/oder Forderungen ein Stück zurücktreten, sodass man beide Parteien zufriedenstellt. Es ist also die Bereitschaft, die Perspektive des Gegenübers zu akzeptieren und die eigenen Erwartungen, Vorstellungen und Forderungen flexibler zu gestalten und einander entgegenzukommen. Bestenfalls findet man als Lösung einen geeigneten Mittelweg.
Es ist eine Frage des eigenen Alters und der eigenen Reife, wie man Kompromissfähigkeit auslebt. Ich kenne es von mir selbst als Teenager oder von Freunden und Bekannten die gerade im Rahmen einer Beziehung immer wieder von Kompromissen sprechen, es sich letztlich aber um ein banales Nachgeben handelt. Nachgeben und seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche unter den Teppich zu kehren, nur um den Gegenüber zufrieden zu stellen oder gar dem jenigen "gefallen zu wollen" hat mit Kompromissfähigkeit nämlich gar nichts am Hut, aber darum soll es heute nicht gehen. Kompromissfähigkeit zu lernen und seinen eigenen Sturkopf unter Kontrolle zu bringen und die Notwendigkeit dessen und deren Grenzen zu erkennen, ist nämlich alles andere als einfach und erfordert so einiges.
Beharrlichkeit und Durchsetzungsvermögen sind wirklich wahnsinnig wichtige und natürlich auch positive Eigenschaften, das darf man nicht außer Acht lassen. Doch ohne Kompromissfähigkeit wird man es damit nicht all zu weit schaffen. Egal ob in der Beziehung, allgemein im Zwischenmenschlichen oder aber auch im Job - man muss immer bereit sein Kompromisse einzugehen. Das sort tatsächlich auch für mehr Happiness im Alltag. Und das, obwohl man selbst vielleicht gerade nicht seinen Willen bekommen hat. Eins sollte man sich aber definitiv hinter die Löffel schreiben: Die Dosis macht es! Denn Kompromissfähigkeit ist nichts was man übertreiben sollte. Denn wer bei jeder Gelegenheit und "Kleinigkeit" nachgibt und seinem Gegenüber direkt Zugeständnisse macht, der verliert nicht nur seine eigenen Wünsche und Ziele schnell aus den Augen, sondern wird ganz schnell als schwach angesehen und das kann in vielen Bereichen schnell von anderen ausgenutzt werden und das direkt oder aber auch indirekt. Außerdem muss man immer sagen, dass es für einen spricht wenn man einen Kompromiss finden möchte, doch diesen sollte man nicht auch um jeden Preis eingehen. Denn ein Kompromiss beruht immer auf Gegenseitigkeit! Das heißt, dass auch das Ergebnis bzw die Lösung aus dem Kompromiss für dich selbst weiterhin zufriedenstellen und natürlich auch akzeptabel sein muss, ist ja ganz klar. Sobald der Punkt gekommen ist, dass man es seinem Gegenüber einfach nur noch recht machen möchte, schlägt die Kompromissfähigkeit nämlich schnurstracks ins Negative um. Daher ist es umso wichtiger seine Grenzen klar zu strukturieren und zu formulieren und ab einem bestimmten Punkt sagen "bis hier hin und nicht weiter". Ein schlichtes "Nein" ist auch in dieser Situation ab und zu, je nachdem worum es geht, auch notwendig und ist eine wichtige Eigenschaft für eine erfolgreiche Kompromissfähigkeit.
ARBEITE AN DEINER EINSTELLUNG
Das aller größte Problem ist oftmals die eigene Einstellung. Man weiß was man will und will das auch genauso umgesetzt habe wie man es sich ausgemalt hat. Jedes einzelne Zugeständnis kann schnell als Verlust betrachtet werden. Es ist definitiv nicht zielführend wenn man so gar keine Abstriche machen möchte und bis zum Schluss mit einer absoluten Sturheit auf die eigene Forderung zu beharren. Es hilft seine Einstellung und Denkweise mal etwas zu hinterfragen und sich eher auf das große Ganze zu fokussieren. In den meisten Fällen möchte der Gegenüber einem selbst nichts wegnehmen oder schlecht reden und wenn man in den gemeinsamen Dialog geht, seine Einstellung gegenüber dem anderen öffnet kann es durchaus erfolgreich für beide enden.KENNE DEINE PRIORITÄTEN
Wenn ich wieder auf mein Zusammenziehen-Beispiel zurück komme und darauf, dass mich bunte Wände nervös machen und für mich nicht funktionieren, dann lass dir gesagt sein, beginne die Diskussion mit etwas weniger wichtigem, in meinem Fall zB mit dem Thema Teppich. Denn um Kompromisse einzugehen muss man auch seine Prioritäten kennen. Wenn zB weiße Wände sehr wichtig für einen sind, ist es eventuell ein Teppich eher nicht so sehr. Man muss sich selbst klar darüber werden, welche Punkte für einen absolut unverhandelbar sind und bei welchen Aspekten man eher bereit ist Kompromisse einzugehen. Frage dich selbst, was ist für dich unverzichtbar und bei was könntest du unter Umständen eher bereit sein Abstriche zu machen. Vielleicht gibt es ja auch Aspekte die für einen selbst ganz nebensächlich sind, sodass das man diesbezüglich seinem Gegenüber einfacher Entgegenkommen kann und bei den Dingen die für einen selbst absolut Priorität haben, seine Grenze klar absteckt und eher zum eigenen Ziel kommt. Für den Anfang am besten immer auf die Dinge konzentrieren die einem selbst nicht so wichtig sind. Dann wird es dir selbst auch deutlich leichter fallen für diese Punkte deinem Gegenüber Zugeständnisse zu machen. Somit ist dein Gegenüber auch eher bereit bei anderen Punkten einen Schritt in deine Richtung zu machen und dir selbst den Vortritt bei einigem zu überlassen. Dies lässt sich übrigens wunderbar auf alle Themen anwenden nicht nur speziell auf mein aktuelles Umzugs-Drama.VORTEILE DER EINIGUNG
Für einen Sturkopf ist es nicht gerade einfach sich auf Vorteile einer Einigung einzulassen. Aber atme tief durch, Schlaf eventuell eine Nacht darüber und mache dir Gedanken darum, was die Vorteile aus dem Entgegenkommen sein können. Vielleicht ist das Ergebnis ja auch gar nicht so schlimm wie man sich eventuell vorab in Gedanken ausgemalt hat. Man sollte sich stets auf die Vorteile konzentrieren die man erreicht hat und nicht dem hinterher weinen, was man selbst nicht umsetzen konnte. Mal ein anderes Beispiel: zB die Gehaltserhöhung. Du hast 500€ gefordert und "nur" 300€ bekommen. Weine nicht den fehlenden 200€ hinterher, sondern erfreue dich daran, dass du künftig 300€ mehr bekommst. Das ist ein absolut positives Erlebnis und darauf sollte sich der Fokus legen. Denn nur wer bereit ist auch das Positive und Gute in einer Einigung zu sehen, wird mehr Happiness in seinem Alltag verspüren und einen Kompromiss eher als positiv betrachten als wenn man es als Scheitern ansieht. So richtet sich der eigene Fokus auch mehr auf die Vorteile der Kompromissfähigkeit und es fällt einem in der Zukunft leichter auch andere Dinge kompromissbereit zu betrachten.
ELLA MARIA
Würdest du dich als kompromissbereit sehen ?
Oder lässt sich dein Sturkopf von nichts abbringen ?
Das ist wirklich ein toller Beitrag. Ich bin soo begeistert von deinem Schreibstil und deinen Texten.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Luisa von http://www.allaboutluisa.com/
Ich kann dir in vielen Punkten echt zustimmen. Besonders wenn man bisher keine Kompromisse eingehen musste und sein Leben zu 100% so gestalten konnte, wie man es für richtig hielt, ist das Wort Kompromissfähigkeit echt fremd für einen. WIe du schon sagst muss man Prioritäten setzen und Kompromisse eingehen, aber man muss sich selbst auch immer treu bleiben. Es gibt auch Dinge im Leben, die unverzichtbar sind, zB Hobbys, die die Persönlichkeit eines Menschen gerade ausmachen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Berna von coffee & flowers