Statussymbole, It-Pieces & der Wandel der Zeit


Mein Haus, mein Auto, mein Boot, meine Louis Vuitton... Ein Statussymbol. Schaut alle her, ich habe eine Designer Handtasche - und das ist meine Eintrittskarte. Das Ü18er Bändchen in der Dorfdisko, der Eastpak-Rucksack, die Plateau Buffalo's... ein Zeichen, ein Beweis, eine Trophäe. Alle paar Monate wird eine andere Tasche in den Himmel gehoben und stolz in den Sozialen Medien zur Schau getragen. Künstliche Verknappung des Labels ? Umso besser, so wollen sie die Leute nur noch mehr. Dieser Tumult um ein Produkt entsteht jedoch nicht zufällig, sondern wird bewusst kreiert. Von Doppelseiten in Magazinen, von der Werbung und nicht zu Letzt von Influencern und Product-Placements. Doch wer ist dieser eine erste Moses der Modewelt, der uns eine neue Plage nach der anderen bringt ? Irgend jemand muss hier doch der Sündenbock sein, irgendjemand fängt damit an. 


Wie eine schlecht Wetter Front ziehen die It-Pieces über uns her und auch wenn man das Übel schon von weitem sehen kann, letzten Endes stehen wir alle im Regen. Als Influencer ist man quasi auch noch ein Teil dieser ganzen Verschwörung. Man treibt sich den ganzen Tag im Internet herum und lässt sich regelrecht infizieren. Social Media ist sozusagen wie die Intensivstation im Krankenhaus - hier gibts den ganz schlimmen Kram. Von leicht ansteckend, bis hin zur tödlichen Seuche. Wir stecken alle zusammen, so wie die Windpockenkinder die man eine "Pocken-Party" abhalten lässt. Innerhalb der letzten Jahre hat sich gerade in Bezug auf Statussymbole so einiges geändert. Technische Fortschritte wie soziale Medien, voranschreitender Klimawandel, zunehmendes Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit und nicht zu Letzt auch die Corona-Krise. Statussymbole sind und waren schon immer ein Spiegel der Zeit. Damit befasst sich die gegenwärtige Gesellschaft und wird im Diskurs immer wieder neu abgesteckt. 



Sicherlich ist euch schon mal aufgefallen, dass gerade die jungen Social Media Sternchen oft Mals die gleiche Handtasche hypen ? Stichwort: Die Multi Pochette Accessoire von Louis Vuitton. Und plötzlich war sie überall. Permanent ausverkauft und innerhalb kürzester Zeit rapide im Preis gestiegen. Heute noch für schlappe 1.600€ zu ergattern, Morgen sind es dann schon 2.150€. Für das Geld kaufen sich andere ein Auto um täglich zur Arbeit fahren zu können. Einer fängt damit an und alle anderen ziehen nach. Wenn nicht, gehört man nicht dazu. Natürlich könnte man jetzt auch entgegen kommentieren und sagen, dass einem die Art Taschen-Modell einfach besonders gut gefällt, die Qualität ja durchaus sehr gut ist und man sehr viele Jahre etwas von der Tasche hat. Ja klar, ich glaube das war auch meine Ausrede damals als ich die Tasche gekauft habe. Zumindest habe ich mir das immer ganz fröhlich selbst eingeredet. Gehöre ich jetzt zu den "coolen Kids" mit meiner Yves Saint Laurent Tasche ? Bin ich jetzt Teil der Elite weil ich mit meiner Louis Vuitton durch die Straßen laufe ? Mh, wohl eher nicht. 


Doch was ist eigentlich Luxus ? Ein schnelles, teures Auto ? Die Rolex um das Handgelenk ? Oder doch die Designer Bag ? Wie sich Luxus definieren lässt ist von Person zu Person unterschiedlich. Durch Statussymbole möchten Menschen zeigen, dass sie zu einer besonderen Gruppe von Menschen gehören und sich von anderen deutlich abgrenzen. Denn sie können es sich leisten. Oder auch nicht. Ist ja nicht selten ein Nebeneffekt, dass sich gerade die jüngere Generation überschuldet und über ihre Verhältnisse lebt nur um ein Teil von etwas zu sein, das man eigentlich nicht ist. Zumindest soll suggeriert werden - hey, ich habs geschafft! Ob das der Wahrheit entspricht oder nicht, ist dann erst mal zweitrangig. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere von euch noch daran, dass es tatsächlich mal "cool" war mit riesigen Klarna-Schulden zu protzen. Hunderte TikToks und Reels gingen viral und es wurde ernsthaft damit geflext, wer die meisten Schulden angesammelt hat. Nur einer von vielen Tiefpunkten unserer heutigen Gesellschaft. 



Statussymbole, das non plus Ultra. Doch hier teilt sich die Gesellschaft. Für viele ist es undenkbar Tausende Euro für ein materielles Gut auszugeben, das man auch für einen Bruchteil des Preises bekommen kann. Was nicht zwingend zu heißen hat, dass es sich die Personen nicht leisten können. Der kleine aber feine Unterschied hierbei ist, dass man es sich nicht leisten möchte. Nachhaltigkeit wird in der heutigen Gesellschaft immer wichtiger. Ethik wird zum Luxusattribut. New Luxury, die konsumkritische Komponente. Status wird unterschiedlich definiert und variiert ganz stark in welchen Kreisen und in welcher Bubble man sich selbst befindet bzw befinden möchte. Doch alle Statussymbole haben eines gemeinsam: Sie sind reine Erfindungen unserer Gedanken. Sie funktionieren nur, weil alle mitmachen. Der ein oder andere mag jetzt vielleicht denken, dass das nicht auf ihn zu trifft. Doch so ziemlich jeder trägt gewisse Symbole zur Schau, die einen entsprechenden Status an seine Mitmenschen kommunizieren. Das müssen nicht zwangsläufig Dinge materieller Natur sein die leicht zu erkennen und zu durchschauen sind. Es geht auch durchaus subtiler. 


Wenn ich sage, dass Statussymbole mir egal sind wäre das wahrscheinlich gelogen. Vor allem habe ich bewusst auch ganz bestimmte Bilder für diesen Beitrag verwendet. Auch ein Blick auf meinen Instagram Account würde diese Aussage nicht zwingend unterstützen. Doch was ich sagen ist, dass sich Sichtweisen ändern können. Was vor noch einigen Jahren vermeintlich wichtig für mich war, ist es heute nicht mehr. Auch ich bin mittlerweile erwachsen geworden und meine Meinung und Sichtweise zu so vielen Dingen hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. Doch das heißt nicht, dass ich mich von meinen teuren materiellen Dingen getrennt habe. Nein, ich habe sie immer noch. Und ja, ich trage sie auch immer noch. Allerdings hat das für mich mittlerweile einen komischen Beigeschmack. Auch wenn ich es nicht ganz erklären kann. 



Meine persönlichen Statussymbole haben sich mit den Jahren verändert. Was früher noch die Designer Handtasche war, ist heute etwas ganz anderes. Meine heutigen Statussymbole sind: Zeit, Unabhängigkeit, Bildung, Gesundheit, Werte, Achtsamkeit, Unterstützung und Verbundenheit. Ich hatte diese lange nicht als Statussymbole gesehen, doch das sind sie. Diese Symbole haben verschiedene Facetten und auch diese senden einen ganz bestimmten Status aus. Denn alles was wir nach außen kommunizieren, ist ein gewisses Statussymbol. Es zeigt wer wir sind, was uns wichtig ist und wohin wir wollen. Das wichtigste das ich euch mitgeben möchte ist, lasst euch keine Statussymbole aufdrücken. Kreiert eure eigenen!

2 Kommentare
  1. Ich liebe alles an diese Post! Ganz toll geschrieben und ich stimme dir sowas von zu. Auch bei mir hat sich das über die Jahre total gewandelt.

    Mach weiter so.
    LG Sandy

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