Es war gestern, vor ganz genau einem Jahr, und ich erinnere mich noch ganz genau an diesen Tag. Denn an diesem Tag hab ich etwas total verrücktes gemacht, für das mir die meisten Menschen wahrscheinlich einen Vogel zeigen würden. Ich habe sehr viel Geld in die Hand genommen für einen spontanen Flug in die USA und bin 12 Stunden nach Los Angeles geflogen um einen Fremden, den ich im Internet kennengelernt habe, zu besuchen. Und als wäre das nicht schon genug, war auch noch geplant, dass ich bei ihm Zuhause übernachte. Ich hatte also nicht mal ein Hotelzimmer gebucht. Alles was ich dabei hatte war ein Rucksack mit Klamotten. Einfach drauf los, ganz getreu dem Motto "einfach mal machen". Und am 08.09.2023 hat sich mein komplettes Leben um 180° gedreht.
Es gab unendliche Szenarien die ich mir vorab ausgemalt habe. Was, wenn er gar nicht auftaucht und mich nicht abholt ? Was, wenn ich ihn eigentlich total doof finde ? Was, wenns einfach nicht funkt wenn wir uns persönlich sehen ? Was, wenn er mich umbringt und im Hinterhof verscharrt ? Diese Gedanken und noch etliche mehr sind mir, zurecht, durch den Kopf gegangen während ich ungeduldig auf meinen Economy-Sitz im A380 gesessen bin. Immerhin hatte ich ganze 9.626 km und 12 Stunden lang Zeit mir sämtliche Worst Case Szenarios auszumalen. Ich mein, sind wir mal ehrlich - wer macht denn bitte sowas ? Kein normaler, klar denkender Mensch bringt sich selbst in eine solch riskante Situation. Ich habe zu viele True Crime Podcasts und Videos gehört und auch gesehen, als dass ich mich selbst in eine Situation wie diese begebe. Dachte ich zumindest. Pustekuchen! Aufgehalten hatte mich damals auch niemand. Meine eigene Mutter hatte mich sogar noch ermutigt den Flug zu buchen. Okay, sie hatte schon ein bisschen Angst, dass ich nicht wieder zurück komme, aber sie war voll dafür, dass ich diesen Schritt gehen muss um Klarheit zu haben. Und auch wenn ich euch allen nicht rate, so etwas zu machen, ist es für mich gut ausgegangen. Das, was ich mein Leben lang gesucht habe, habe ich buchstäblich am anderen Ende der Welt gefunden. Manchmal kommt eben wie durch ein Wunder zusammen, was zusammen gehört. Selbst über eine Distanz von 9.626 km. Ich glaube an Zufälle im Leben und diesmal war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Unsere grundsätzliche Kennenlern-Geschichte hatte Gary schon einmal in meinem Life Update & The Long-Distance Relationship Blogpost erzählt. Wer's verpasst hat oder es interessant findet, kann sich den Beitrag gern noch durchlesen. All die Worst Case Szenarien die ich mir während dem Flug ausgemalt hatte sind natürlich nicht eingetroffen. Zum Glück. Er war pünktlich da, hat mich mit einem Iced Caramel Latte von Starbucks und Rosen vom Flughafen abgeholt. In dem Moment in dem ich ihn zum ersten Mal vor mir habe stehen sehen wusste ich sofort: Yep, den behalt ich. Wär natürlich äußerst blöd gewesen, wenn er das anders gesehen hätte, haha. Aber wir beide waren uns eigentlich schon im ersten Moment sicher, dass es im Real Life genauso ist, wie zuvor in unseren Face Time Calls. Diese besondere Connection, die wir die ganze Zeit über schon hatten, war wirklich da. Für uns war die Sache daher relativ schnell klar, wir gehören zusammen, komme was wolle.
Und nun sind wir mittlerweile hier, ein Jahr und einen Tag später. Wobei die beiden Bilder von uns oben tatsächlich heute, vor einem Jahr, am Santa Monica Pier entstanden sind. Ich kann gar nicht fassen wie wahnsinnig schnell die Zeit vergeht. Es ist unglaublich. Manchmal, wie in unserem Fall, machen es einem die Umstände einfach schwierig. Wir können uns leider nicht jederzeit treffen und spontan etwas zusammen machen. Wir müssen das planen und darauf Hinfiebern. Aber das ist in Ordnung, denn diese Phase in unserer Beziehung ist nur vorübergehend. Wir haben jedoch das Glück in einer relativ privilegierten Situation zu sein und so können wir dann doch öfters und auch teilweise auch länger zusammen sein, als es vielleicht andere Paare schaffen. Alleine dieses Jahr sehen wir uns 4x. Ich war im Februar in LA und nochmal von Anfang Mai bis Ende Juli. Wir sehen uns im Oktober wieder in Dänemark und voraussichtlich über Weihnachten/Neujahr nochmal in den USA - wobei das ganz auf die Border-Leute drauf ankommt. Das steht noch in den Sternen, der Flug wäre aber jedoch gebucht. Und bis dahin hangeln wir uns mit Face Time Calls bis zu den nächsten Treffen. Fernbeziehungen sind nicht einfach und ich hätte es mir theoretisch so auch nicht ausgesucht. Bzw hätte mir das schlichtweg auch einfach nicht vorstellen können. Aber wenn es eine Person wert ist das durchzustehen, dann ist es Gary. Und so lange man immer das Licht am Ende des Tunnels vor Augen hat, schafft man es auch.
Ab einem gewissen Alter weiß man was man will, aber auch, was man nicht will und schlichtweg auch einfach nicht (mehr) akzeptiert. Man weiß, was man vom Leben erwartet und wo die Reise hingehen soll. Man weiß, was man von seinem Partner erwartet und welche Ziele man verfolgt. Vor allen Dingen weiß man aber auch, was man selbst wert ist und dass man sich nicht mit weniger begnügen sollte. Das alles ist ein Prozess und man wächst hinein und reift mit den Jahren. Es wird aber definitiv bei jedem im Leben der Zeitpunk kommen, an dem man genau diese Erkenntnis erlangt. Manche haben sie früher, manche haben sie später. Aber wenn man sie hat und jemanden gefunden hat, der all diese Werte und Ziele im Leben mit einem teilt, dann weiß man, dass es das Richtige ist. Unter anderen Umständen hätten wir wahrscheinlich mit dem nächsten Schritt noch etwas gewartet, aber warten war noch nie eine besondere Stärke von uns beiden. Worauf denn auch warten ? Wenn man weiß, dass es passt, dann weiß man es. Daran wird sich auch in den nächsten Jahren nichts ändern. Ein gemeinsames Leben bringt für uns unfassbar viel Neues und eine riesige Umstellung mit sich. Doch wir sind bereit genau diesen Schritt zu gehen und weiterzuverfolgen. Und der nächste Schritt in diese Richtung wird sein, dass wir heiraten. Jetzt ist die Katze aus dem Sack. Und das Ganze wird tatsächlich auch schon ziemlich bald sein und ich bin schon ganz schön aufgeregt. Ihr könnt euch also schon ganz bald auf (hoffentlich) auch ganz tolle Fotos freuen.
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