9 Swedish Habits , die man gerne adaptieren kann


Wenn wir an Schweden denken, denken wir wahrscheinlich alle zu erst an Ikea und/oder die Ikea Hot Dogs, ganz klar. Eines der bekanntesten Beispiele würde ich mal sagen. Aber Schweden besteht natürlich nicht nur aus Ikea, sondern das Land und die Leute haben so viel mehr zu bieten. Allem voran, jetzt wo so langsam der Herbst vor der Tür steht und es wieder Zeit zum muckeln wird, wollte ich mal das Thema "schwedische Gewohnheiten" auf den Tisch bringen. Denn wenn die Schweden eines können, dann ist es ein gemütlicher Einrichtungsstil. Nein, natürlich nicht nur das, sondern auch das Leben zu entschleunigen. Natürlich will ich hier niemanden über einen Kamm scheren und schon gar nicht eine ganze Nation, aber es ist immerhin allgemein bekannt, dass die Schweden die Ruhe selbst sind. 

Wörter wie Fika, Hygge und Kanelbulle haben wir sicherlich alle schon ein mal gehört. Aber was steckt genau dahinter ? Ein ganzer Lebensstil. Viele verschiedene kleine tägliche Gewohnheiten und Rituale, von denen wir uns eine ganze Menge abschauen sollten. Und gerade jetzt wo das Leben sich langsam auch bei uns wieder etwas entschleunigt nach den Sommer Monaten und die Zeit drinnen wieder etwas mehr wird, habe ich mal die interessantesten Habits der Schweden zusammen gesammelt um sie euch aufzuzeigen. Und vielleicht probiert ihr das ein oder andere ja auch mal in eurem persönlichen Alltag aus. Denn "schwedisch zu leben" ist eigentlich relativ simpel. Die Grundpfeiler hierfür sind, nimm das Leben gelassen, baue mehr und feste Pausen zum Kaffeetrinken ein, singe, sei draußen unterwegs und schnappe Frischluft und sei zufrieden mit dem was du hast. 


Fika - die schwedische Kaffeepause

Coffee Dates mit Freundinnen haben wir doch alle hin und wieder mal. Aber die Schweden zelebrieren ihre Kaffeepause ganz anders und geben ihr weitaus mehr Bedeutung als das unsereiner macht. Die schwedische Fika hat mehrere verschiedene Funktionen für die Schweden. Zum einen dient sie der Entschleunigung, weil sie einen mehr oder weniger zu einer Pause zwingt. Zum anderen gibt sie einem die Möglichkeit einen netten Plausch zu halten. Die Schweden essen zur Fika sehr gerne Gebäck und am liebsten natürlich ihre Kanelbulle, die Zimtschnecke. Eine klassische Fika dauert in etwa 15 - 45 Minuten an und ist kein Ersatz für eine klassische Mittagspause. Die Kaffeepause wird separat gehalten und regelrecht zelebriert. Und das auf täglicher Basis. Für mich klingt das ganz wunderbar, eine bewusste zusätzliche Pause in den meist doch sehr stressigen Alltag einzubauen. Wenn wir mal ehrlich sind, sind diese Art von Kaffeekränzchen bei uns Deutschen dann eher an einem Sonntag Nachmittag. Wenn man das jetzt mal ganz klassisch betrachtet. Zumindest kenne ich das so aus jüngeren Jahren. Dass die Schweden das jeden Tag veranstalten, finde ich eine ganz tolle Sache. 

Lagom - das Konzept von Balance und Maßhalten

Das Konzept von Lagom, eine Bekenntnis zur Balance und zum Maßhalten in sämtlichen Lebensbereichen, ist bei den Schweden fest verankert. Es spiegelt sich zB bei Arbeit, Beziehungen und auch im Interior Bereich wieder. Im Prinzip geht es darum einen Mittelweg zu finden um entsprechende Extreme zu vermeiden und das Gefühl der Harmonie zu fördern. Das lässt sich super mit dem Beispiel Arbeit genauer erläutern. Denn zum einen die tägliche Fika um das Leben zu entschleunigen und auf der anderen Seite werdet ihr nicht viele Schweden finden, die täglich Überstunden in der Arbeit sammeln. Was in keinem Falle bedeutet, dass die Schweden faul sind. Sie haben nur eine andere, durchaus schlauere wenn ihr mich fragt, Herangehensweise an Dinge. Lagom kann mit "gerade richtig" übersetzt werden und ist ein Leitprinzip und eine wesentliche Eigenschaft der Schweden. Es spiegelt außerdem die Vorliebe für kulinarische Praktiken bis hin zu Umweltpolitik wieder. Außerdem steht es für die Ausgewogenheit und Nachhaltigkeit gegenüber Überfluss und Verschwendung. 

Folkhemmet - Work-Life-Balance

Das Konzept von folkhemmet unterstreicht die schwedische Arbeitsethik und betont ganz klar eine gesunde Work-Life-Balance. Im Vergleich zu anderen Nationen haben die Schweden oft kürzere Arbeitszeiten und mehr Urlaubstage - so zumindest habe ich das ganz oft gehört und gelesen. Bei meiner Recherche habe ich das so jetzt nicht ganz bestätigt bekommen. Denn der Durchschnittswert in Schweden liegt wohl bei einer 38,9 Stunden Arbeitswoche und mindestens 25 Urlaubstagen im Jahr. Das zeigt ganz klare Parallelen zu dem deutschen Arbeitsgesetz. Dennoch möchte ich nicht in Frage stellen, wie es zB mit den Pausenzeiten aussieht (zB Fika & Co), denn die Schweden und auch die schwedischen Arbeitgeber legen sehr großen Wert auf eine gesunde Work-Life-Balance die zur allgemeinen Lebenszufriedenheit beiträgt. Die Schweden waren auch ganz vorne mit dabei die 4-Tage Woche aktiv zu testen sowie den 6-Stunden Arbeitstag. Sie fördern eine gesunde Work-Life-Balance regelrecht und das Konzept von folkhemmet (auch: "dem Volk zu Hause") unterstreicht das natürlich und setzt sich für das Wohlergehen aller Bürger ein. 


Utelivet - das Leben draußen 

Mit dem Wort "Utelivet" beschreibt der Schwede das Leben in der freien Natur. Und das findet bei den Schweden im Durchschnitt weit aus häufiger statt als zB in Deutschland. Egal ob das jetzt Angeln, das Wandern oder ein klassischer Spaziergang ist. Hauptsache draußen sein. Oftmals, wenn es das Wetter zulässt, wird auch die Fika draußen abgehalten. Wusstet ihr, dass Schweden übrigens Weltmarktführer bei Outdoorausrüstung ist ? Wundert mich nicht, wenn sie so viel Wert darauf legen draußen zu sein. Es ist ja im Allgemeinen bekannt, dass Frischluft gut tut und auch sehr gut gegen kleine Wehwehchen wie zB Kopfschmerzen etc hilft. Geschweigedem fast schon natürlich auftretenden Vitamin D Mangel bei einem Großteil der deutschen Bevölkerung. Ich fasse mir hier selbst auch an die Nase, denn es gibt nicht wenige Tage, an denen ich nicht mal das Haus verlasse. Dafür sind wir Deutschen allerdings ganz vorne mit dabei, wenn es ums Thema Lüften geht. Zumindest lassen wir Zuhause regelmäßig frische Luft rein. 

Måltid - die Mahlzeit

Die Schweden legen ganz besonders großen Wert auf frische, saisonale Zutaten und einfache Aromen. Die schwedische Küche besteht nicht ausschließlich aus Köttbullar, wie wir es von der Ikea Kantine gewohnt sind. Lokal bezogene Produkte stehen für die Schweden zu großen Teilen im Mittelpunkt der Kochkunst und spiegeln auch hier das Konzept von Lagom und das Engagement für Nachhaltigkeit wieder. Mahlzeiten werden oft mit einfachen, aber dennoch hochwertigen Zutaten zubereitet die die saisonalen Veränderungen des Landes und das kulinarische Erbe wieder spiegeln. Was bei den Schweden allerdings großen Stellenwert hat ist, dass Essen nicht nur zur Nahrungsaufnahme dient, sondern hier mehr kulinarische Traditionen zelebriert werden. Sie sind ein Weg die Menschen zusammenzubringen und so legen sie großen Wert darauf, gemeinsam am Tisch zu sitzen und zu essen. 

Fredagsmys - der Freitags-Gemütlichkeits-Taco-Abend

Bestimmt habt ihr das Wort hygge schon gehört. Hygge oder aber auch hyggelig hat das Internet vor ein paar Jahren sozusagen geflutet und wurde immer mehr im Zusammenhang mit Gemütlichkeit verwendet. Ganz richtig ist das allerdings nicht, denn im klassischen Sinne bedeutet Hygge, dass man sich etwas gutes tut. Und das kann ein Spaziergang sein oder aber auch ein warmer Kerzenschein. Das Wort hygge stammt übrigens aus dem dänischen und kam auch gerade mit dem skandinavischen Einrichtungsstil nach Deutschland. Mysig ist das schwedische Wort für unsere deutsche Gemütlichkeit. Aber auch in Schweden selbst kennt man das Adjektiv hyggelig. Dort benennt es allerdings einen angenehmen und sympathischen Menschen. Besonders bekannt und beliebt ist in Schweden das Wort "fredagsmys", was so viel beutetet wie die Freitags-Gemütlichkeit. Fredasmys bezeichnet den Abend, an dem man sich mit der Familie oder Freunden auf der Couch tritt und mit Tacos (ja, ihr habt richtig gelesen) und in den meisten Fällen auch einem guten Film ins Wochenende startet. Das ist tatsächlich ein Ding für die Schweden und das Wort Fredagsmys ist sogar im offiziellen Sprachbuch (SAOL) der Schweden wiederzufinden. 


Jantelagen - die schwedische Bescheidenheit

Die aller meisten Schweden möchten nicht aufdringlich wirken und sich auch erst recht nicht von der Masse abheben. Sie mögen das bescheidene Auftreten und trauen sich oftmals nicht ihre eigene Leistung ins rechte Licht zu setzen. Nicht selten ist dies Klassischerweise auch mit Zurückhaltung und Schüchternheit gepaart. Der Ursprung liegt im "Jante-Gesetz" dem Gesetz der Bescheidenheit. Dieses ist aber vor allem bei den jüngeren Generationen stark umstritten. Trotzdem sind viele Schweden vom Jantelagen geprägt, obwohl sie es vielleicht sogar ablehnen. Die meisten Personen lehnen ein ausgeprägtes soziales Gefälle ab. 

Lördagsgodis - der Süßigkeiten-Samstag

In Schweden ist es üblich, dass sich Kinder für den Samstag Süßigkeiten aussuchen dürfen und ihre Eltern beim Einkaufen auch daran erinnern. Der Samstag war in Schweden sehr lange Zeit der einzige Tag in der Woche, an dem Süßigkeiten für Kinder erlaubt waren. Von sehr vielen wird diese Tradition in der Kindererziehung nach wie vor aufrecht erhalten. Ich finde das ehrlich gesagt gar nicht mal so eine blöde Idee. Diese Tradition geht zurück auf eine Zeit vor 1940 in der sehr viele Schweden Karies hatten und erst in einer Studie zwischen 1940 - 1960 herausgefunden wurde, dass ein zu hoher Zuckerkonsum für den Karies verantwortlich war. Die Regierung sprach damals eine klare Empfehlung aus, gerade Kindern, nur einmal die Woche Süßigkeiten essen zu lassen und hierfür wurde der Samstag auserkoren. 

Allemansrätt - das Jedermanns-Recht

Die Natur bedeutet den Schweden sehr viel. "Allemansrätt" bedeutet so viel wie Jedermanns-Recht. In Schweden dürfen sich alle in der freien Natur aufhalten, auch in Gebieten die jemandem gehören. Dies ist ein wichtiger Bestandteil der schwedischen Kultur und wird manchmal auch als Nationalsymbol angesehen. Befolgt wird dieses Recht gemäß dem Motto "nicht stören und nichts zerstören". Das Allemansrätt ist kein geschriebenes Gesetz, sondern ein Gewohnheitsrecht, dessen Wurzeln bis ins Mittelalter zurückreichen. Einige im Jedermanns-Recht enthaltenen Rechte sind dann allerdings in verschiedenen Gesetzen präzisiert. Mit diesem großzügigen Recht sind jedoch entsprechende Pflichten verbunden die man einhalten muss. Ganz groß geschrieben wird zB die Rücksichtnahme. Man soll behutsam mit der Natur umgehen und keine Schäden anrichten. 


Ihr seht also, die Schweden haben eine Menge tolle Traditionen und Gewohnheiten von denen wir uns eine ganze Scheibe abschneiden könnten. Manches klingt für euch vielleicht sehr interessant und manches vielleicht eher weniger. Jedoch ist vieles davon gar nicht mal so schwer umzusetzen, wenn man es denn wollen würde. Aber wie genau kann man neue Gewohnheiten in seinen Alltag integrieren ? Ich denke sich am Nachmittag zB 20 Minuten für eine Fika zu blocken, sollte drin sein oder ? Auch wenn ihr einen stressigen Job-Alltag habt, blockt euch diese Zeit doch mal als kleines Selbstexperiment für eine Woche lang im Kalender und schaut ob es faktisch umsetzbar ist und wie es euch damit geht. Für mich selbst klingt auch der Fredagsmys nach einer super süßen Tradition und generell die Handhabung des Lördagsgodis finde ich super interessant. Nicht nur speziell für Kinder, sondern tatsächlich für mich persönlich. Einige der schwedischen Gewohnheiten sagen mir persönlich tatsächlich sehr zu und ich bin der Meinung, wenn einige davon grundsätzlich in Deutschland mehr angesehen werden würden, könnten wir diese locker adaptieren und wären dann nicht mehr als die griesgrämigen Deutschen auf der ganzen Welt bekannt.

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